Opera Scene
JOSÉ CORTÉS
Opera Director

In Puerto Rico geboren, absolvierte José Cortés die Schauspielakademie 'Ofelia D’Acosta' sowie die Escuela Central de Artes Visuales in San Juan. Er studierte spanische Literatur an der Universidad de Puerto Rico und sammelte vielseitige künstlerische Erfahrungen in den Bereichen Tanz, Theater und Film.

Sein Weg führte ihn anschließend nach Berlin, wo er ein Bachelor- und Masterstudium im Operngesang absolvierte. Als Regieassistent war er unter anderem an der Deutschen Oper Berlin, der Staatsoper Berlin und der Oper Graz tätig. Es folgten Seminare und Regie-Workshops bei Tatjana Gürbaca, Claus Guth, Hans Neuenfels, Nadja Loschky und Katharina Wagner.

Zu seinen Inszenierungen zählen La Bohème, Così fan tutte, Die Fledermaus, La Calisto, die Uraufführung von Lovelease sowie die erste Festspielarbeit am Goetheplatz mit Orchester und Solisten der Bayreuther Festspiele. 2025 feierte Cortés sein Debut als Filmregisseur mit The Answering Machine.

Am 15. März 2025 debütiert Cortés mit Tosca von Puccini am Staatstheater Wiesbaden.

José Cortés Portrait
The Answering Machine - 2025
Cortés's premise is spare - a woman, an empty home, and the echoes of what was - yet within this austerity he locates something vast and symphonic. Each gesture, each pause, feels choreographed to the rhythm of loss.
The film becomes less a narrative than a composition: a cinematic sonata in minor key, written for light, breath, and the trembling of human will. Cortés's direction balances the cerebral and the sensual with remarkable poise. His camera neither intrudes nor embellishes; it watches, almost reverently, as the performer slowly sheds her mask-her art and her suffering merging into one. The editing is musical - cuts arrive like inhalations between verses, allowing emotion to resonate in the air.
There is a deliberate theatricality here, as if the frame itself were a proscenium arch; but instead of distancing us, it transforms the screen into an intimate confessional where performance and truth become indistinguishable. Ivon Mateljan's portrayal is nothing short of alchemical. Her face becomes a terrain of micro-expressions, every flicker of doubt or resignation caught in chiaroscuro light.
Beneath its minimalist exterior, The Answering Machine is a meditation on the existential cost of artistry. Cortés refuses sentimentality; he offers, instead, revelation. The film suggests that creation is not simply an act of expression, but an act of endurance - a way of surviving the silence after the curtain falls. In that silence, Cortés achieves what few filmmakers dare: he transforms solitude into symphony.
(aus dem Englischen übersetzt)
Cortés’ Prämisse ist schlicht – eine Frau, ein leeres Zuhause und die Echos dessen, was einmal war – und doch entdeckt er innerhalb dieser Strenge etwas Weitreichendes und Symphonisches.Jede Geste, jede Pause wirkt wie zum Rhythmus des Verlusts choreografiert.
Der Film ist weniger zur Erzählung als viel mehr zu einer Komposition: eine filmische Sonate in Moll, geschrieben für Licht, Atem und das Zittern des menschlichen Willens. Cortés’ Regie balanciert das Intellektuelle und das Sinnliche mit bemerkenswerter Souveränität. Seine Kamera dringt weder ein noch schmückt sie aus; sie beobachtet- fast ehrfürchtig- wie die Darstellerin langsam ihre Maske ablegt – Kunst und Leiden verschmelzen zu einer Einheit. Der Schnitt ist musikalisch – Schnitte kommen wie Atemzüge zwischen Versen und lassen Emotion in der Luft nachklingen.
Eine bewusste Theatralität liegt über allem, als wäre der Rahmen selbst ein Proszenium; doch anstatt Distanz zu schaffen, verwandelt sich die Leinwand in ein intimes Bekenntnis, in dem Aufführung und Wahrheit ununterscheidbar werden. Ivon Mateljans Darstellung ist geradezu alchemistisch. Ihr Gesicht wird zur Landschaft mikrofeiner Ausdrucksformen, jedes Aufflackern von Zweifel oder Resignation wird im Chiaroscuro-Licht eingefangen.
Hinter seiner minimalistischen Oberfläche ist The Answering Machine eine Meditation über die existenziellen Kosten von Kunst. Cortés verzichtet auf Sentimentalität; stattdessen bietet er Offenbarung. Der Film deutet an, dass künstlerisches Schaffen nicht bloß ein Akt des Ausdrucks ist, sondern ein Akt des Durchhaltens – ein Überlebensmechanismus für die Stille nach dem Fallen des Vorhangs. In dieser Stille gelingt Cortés, was sich nur wenige Filmemacher wagen: Er verwandelt Einsamkeit in einer Symphonie.
The Hollywood International Indie Film & Screenplay Awards
The Answering Machine - 2025
José Cortes's The Answering Machine opens like a confessional whispered into the dark. It invites us into the quiet ache of a life once filled with applause— a German opera singer, trapped between the grandeur of her art and the silence of her home. What follows is not merely a film, but a recital of vulnerability, an aria of pain, and, ultimately, a reclamation of self.
The premise is deceptively simple: a woman, haunted by expectation. The expectations of her family. The demands of the opera world. The unrelenting standard she has built within herself. And yet, in the stillness of her domestic solitude, something unravels -and something else begins to mend. Cortes films this transformation with intimacy. The camerawork is assured, the editing taut. Each cut lands like a breath between phrases of music. Yet there is an unmistakable theatrical quality to it all-The Answering Machine often feels like a filmed monodrama, a stage performance translated into cinema. This isn't a flaw so much as a choice; the boundaries between theatre and film blur, creating a hybrid space where performance and confession become one. At the center of it all stands Ivon Mateljan, and she is extraordinary. Her singing is exquisite, but it's her silence that devastates. She wears her fragility like an aria - controlled, expressive, utterly human. The camera adores her not for her perfection, but for her willingness to crumble before it. Few performances dare to be this naked.

What begins as a story of failure becomes something far more resonant: the courage to start again. Cortés doesn't offer easy catharsis or melodrama. Instead, he gives us a portrait of quiet reinvention, where art becomes a mirror for pain-and a passage through it. By the end, The Answering Machine leaves us not with applause, but with a kind of reverent silence. The performance is over, but the echo remains.
(aus dem Englischen übersetzt)
José Cortés’ The Answering Machine beginnt wie ein ins Dunkel geflüstertes Geständnis. Er lädt uns ein in den stillen Schmerz eines einst vom Applaus erfüllten Lebens – eine deutsche Opernsängerin, gefangen zwischen der Größe ihrer Kunst und der Stille ihres Zuhauses. Was folgt, ist nicht nur ein Film, sondern eine Erzählung von Verletzlichkeit, eine Arie des Schmerzes und letztlich ein Akt der Selbstbehauptung.
Das Ausgangsszenario ist trügerisch einfach: eine Frau, heimgesucht von Erwartungen. Die Erwartungen ihrer Familie. Die Anforderungen der Opernwelt. Der unerbittliche Maßstab, den sie in sich selbst errichtet hat. Und doch – in der Stille ihrer häuslichen Einsamkeit – beginnt sich etwas zu lösen. Und etwas anderes beginnt zu heilen. Cortés filmt diesen Wandlungsprozess mit großer Intimität. Die Kameraführung ist souverän, der Schnitt präzise. Jeder Schnitt wirkt wie ein Atemzug zwischen musikalischen Phrasen. Zugleich hat das Ganze eine unverkennbare Theatralik – The Answering Machine fühlt sich oft an wie ein gefilmtes Monodrama, eine Bühnenperformance, übersetzt für das Kino. Das ist kein Mangel sondern eine bewusste Entscheidung; die Grenzen zwischen Theater und Film verschwimmen, es entsteht ein hybrider Raum, in dem Performance und Bekenntnis eins werden. Im Zentrum steht Ivon Mateljan – und sie ist außergewöhnlich. Ihr Gesang ist exquisit, doch es ist ihr Schweigen, das erschüttert. Sie trägt ihre Zerbrechlichkeit wie eine Arie – kontrolliert, ausdrucksstark, zutiefst menschlich. Die Kamera liebt sie nicht für ihre Perfektion, sondern wegen ihrer Bereitschaft, vor ihr zu zerbrechen. Wenige Darstellungen wagen sich an diese Nacktheit.

Was als Geschichte des Scheiterns beginnt, wird zu etwas viel Tieferem: dem Mut, neu zu beginnen. Cortés bietet keine einfache Katharsis oder Melodramatik. Stattdessen schenkt er uns ein stilles Porträt der Neuerfindung- wo Kunst zum Spiegel des Schmerzes wird, und zu einem Weg hindurch. Am Ende hinterlässt The Answering Machine keinen Applaus, sondern eine Art ehrfürchtiges Schweigen. Die Vorstellung ist vorbei, doch der Nachhall bleibt.
The New York Film & Cinematography Awards
Tosca - 2025 - Wiesbaden
Ausgerechnet mit Giacomo Puccinis „Tosca“, einer der Top-Ten Opernwerke weltweit, meistert José Cortés sein Regiedebüt am Staatstheater Wiesbaden. Das Publikum feiert die Premiere mit frenetischem Applaus und Standing Ovations. Ursächlicher Auslöser dafür sind Chin Chao Lin und Sinéad Campbell Wallace. Der taiwanische Dirigent und die irische Sopranistin haben eine gemeinsame Tosca-Geschichte und verstehen sich darauf, glühende Expressivität überaus subtil zu entfesseln. José Cortés stimmt sein Konzept einer tiefgreifenden Seelenschau darauf ab und nimmt dabei in Kauf, dass viel an der Rampe gesungen wird.
Die legendäre Tosca mit Maria Callas saß in seinem Hinterkopf, als sich José Cortés mit dem Stoff auseinandersetzte. Er beschäftigte sich mit dem Drama La Tosca von Victorien Sardou, das Giuseppe Giacosa und Luigi Illica als Grundlage für das Libretto nutzten, und vertiefte sich in die Psyche der Floria Tosca. Das Unausgesprochene sichtbar machen, gilt seine Absicht.
Es sind komplexe Emotionen wie Liebe, Eifersucht, Hass, Angst und Verzweiflung, die Floria Toscas Denken bestimmen und in der Musik Gestalt annehmen. Puccini packte alle Facetten menschlicher Untiefen in die Partitur. Nicht genug für José Cortés. Er will die Turbulenzen im Kopf der Floria Tosca konkret abbilden, lenkt den Blick auf überflüssige Nebensächlichkeiten und führt stumme Charaktere ein, die nicht im Libretto vorgesehen sind.
Gleich im ersten Akt taucht in der Kirche die Marchesa Attavanti, Angelottis Schwester auf. Im Schatten einer Kirchensäule küsst sie Mario Cavaradossi voller Leidenschaft und bestätigt damit die Affäre, die Tosca nur laut Libretto vermutet. Und weil die Königin Maria Karolina in Sardous Bühnenstück die personifizierte Skrupellosigkeit verkörpert, stellt José Cortés sie an die Seite von Scarpia, als sei sie die eigentlich Böse. Im zweiten Akt auf dem emotional und dramatisch stärksten Höhepunkt bevölkern zwei weitere Tosca-Double die Szenerie, die eine frömmelnd, die andere frivol, um dem Publikum zu erklären, warum die singende Tosca schließlich nicht aus Notwehr zum Messer greift, sondern zur Mörderin wird. Danach entscheidet sich Cortés schlüssig für kein Aufbahren, keine Reue. Aber auch keine Liebesszene und keinen Sieg.
Historisch gesehen spielt Tosca um 1800 an konkreten Orten in Rom in einer Zeit politischer Instabilität. Die Spielorte sind bekannte Gebäude, die Kirche Sant´Andrea della Valle, der Palazzo Farnese, die Engelsburg. Bühnenbildner Manuel La Caste reduziert auf ein Minimum an Requisiten, um die Räume zu definieren und nutzt mit Martin Siemann an seiner Seite die effektvollen Mittel aus Licht und Schatten für das Atmosphärische. Kunstvoll arrangiert, sorgsam komponiert atmen diese Räume Einsamkeit, Verlorenheit, Hoffnungslosigkeit und Untergang, durchsetzt von wenigen Momenten lichtdurchfluteter Verklärung.
Puccini war ein Meister darin, Grausamkeiten durch den Kontrast zu relativ harmloser Sphärenmusik zu verstärken, vor allem wenn Gut und Böse sich im Ensemble zusammenfinden müssen. Das gilt vor allem für den zweiten Akt. Doch so sehr Massimo Cavalletti sich in der Rolle des Baron Scarpia auch gefiel, entbehrte er jenes Maß an Bedrohlichkeit, das auch voraussetzt, bis an die Grenzen der Stimme heranzugehen. Otar Jorjikia als Cavaradossis legte hingegen alle Kraft in seinen Ausruf „Vittoria!“. So emotional und stimmgewaltig, wie es Otar Jorjikia intonierte, verfehlte es seine Wirkung nicht. Dies überraschte um so mehr, da Otar Jorjikia die berühmte Arie „Recondita armonia“ gleich im ersten Akt korrekt, aber kräftesparend zum Besten gab, im Finale zunächst stimmlich einbrach, im Duett „O dolci mani“ alle Konzentration aufbrachte, um die leisen und starken Töne mit aller Zärtlichkeit auszugestalten.
Ganz anders Sinéad Campbell Wallace. Sie verfügt über die Technik, die Kraft und das Gespür für eine messerscharfe Charakteristik. Fließend gelingen ihr die Kantilenen, souverän gestaltet sie mit subtil feinsten Schattierungen und Strahlkraft bis in extreme Höhen, um darstellerisch intensiv das Gefühlschaos der Diva Floria Tosca mit aller gebotenen Leidenschaftlichkeit und emotionalen Tiefe rückhaltlos auszudrücken. Und das mit fast unendlichem Atem. Mit Toscas Gebet „Vissi d´arte“ elektrisierte sie alle Premierenbesucher. Ihre Interpretation voller spannungsgeladener Expressivität wie intimer Intensität ist selten. Ihren ersten Tosca Erfolg feierte Sinéad Campbell Wallace mit Chin Chao Lin am Dirigentenpult 2019 unter freiem Himmel in Regensburg. 2023 wurde die irische Ausnahme-Sopranistin für diese Partie an der English National Opera mit dem Olivier Award ausgezeichnet. Chin Chao Lin, derzeit erster Kapellmeister am Staatstheater Wiesbaden und ab der kommenden Spielzeit GMD am Stadttheater Klagenfurt, überzeugte seinerseits am Pult im Orchestergraben. Ohne Scheu vor charakterisierenden Effekten und donnernden Klängen verstärkte er die Wirkung bizarrer Süßlichkeit wie angewandter Grausamkeiten und tiefenpsychologischer Deutung, ohne die filigranen Details zu vernachlässigen. Selten gelingt diese Partitur so kompromisslos dramatisch und mitreißend. Das Hessische Staattheaterorchester musizierte in Höchstform.
Christiane Franke - Klassik.com
JOSÉ CORTES
opera director
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José Cortés at work